Meine Schüler:innen üben nicht, was kann ich tun? – TEIL 1

"Meine Schüler:innen üben nicht, was kann ich tun?" 🤘 3 Tipps für den privaten Musikunterricht.
"Meine Schüler:innen üben nicht, was kann ich tun?" 🤘 3 Tipps für den privaten Musikunterricht.

3 Tipps für mehr Motivation Deiner Schüler:innen im privaten Musikunterricht.

Ihr kennt Andi Rohde wahrscheinlich als Hamburger Drummer, der einen sehr aktiven YouTube-Channel mit Lehrvideos betreibt. Wir sind auf ihn aufmerksam geworden, als er 2021 den Youlius-Award in der Kategorie “Tutorial & Wissen” erhielt. Dass er diese Auszeichnung für seine besonders wertvollen Tutorials auf Youtube erhielt, kommt nicht von ungefähr: Er unterrichtet seit über 15 Jahren privat, an verschiedenen Schulen, gibt Workshops für Lehrer:innen und Schüler:innen und hat drei Lehrbücher geschrieben. Wie Andi in seinem privaten Musikunterricht seine Schüler:innen motiviert und fördert und dazu bewegt ihr Instrument zu üben, erfährst Du in diesem Artikel.


Viel Spass 🤘

„Was tue ich, wenn meine Schüler:innen nicht am Instrument üben wollen?“ 

Ein Essay von Andi Rohde
(Schlagzeuger, Bewegungswissenschaft BA, Musikpädagoge)

Diese Frage habe ich in Workshops und Fortbildungen nun so oft gehört, dass sie an sich schon fast nerviger ist als das Problem. Aber das Problem bleibt: Wir geben uns die größte Mühe, unseren Schüler:innen im privaten Musikunterricht den Stoff zu vermitteln, ihnen einen Einstieg zu geben, sodass sie zu Hause nur noch den nächsten Schritt gehen müssen oder es sogar einfach nur noch wiederholen sollen.

Aber als hätten wir es geahnt, müssen wir nächste Woche hören – beziehungsweise mühsam aus ihnen herausquetschen, dass sie nur ganz wenig (sprich: gar nicht) geübt haben. In diesem Moment (zu Beginn der Stunde) fremdschäme ich mich als Lehrer, und meine Schüler:innen möchten in Grund und Boden versinken.

Lange vergessen scheint, dass ich ganz zu Beginn erklärte, dass die Schüler:innen 7 Tage die Woche am Instrument üben: 1 Tag mit mir zusammen und 6 Tage zu Hause…

Wir wünschen unseren Schützlingen doch, dass sie sich die wundervolle Welt der Musik erschließen, dass sie in den Flow kommen, dass sie Erfolgserlebnisse feiern, dass sie eigenständige, stolze Musiker:innen und Lerner:innen werden. Wir wollen ihnen nahelegen, was wir uns selbst hart erarbeitet haben — was sich gelohnt hat! Auch wenn der Weg hierhin mitunter steinig war und viel Geduld kostet.

Aber es gibt ihn, den humanistischen, gehirngerechten und liebevollen Weg. Und der beginnt mit ein paar harten Fragen, die wir uns selbst stellen müssen, um herauszufinden, was an unserem Verhalten dafür sorgt, dass die Schüler nicht ihr Instrument üben wollen. 

1. Was bedeutet es ein Instrument zu üben? 🏁

Wer von uns hat Schüler:innen überhaupt einmal erklärt und vor allem erfahrbar gemacht, was “Ein Instrument Üben” ist? 

Wie oft sagen wir Dinge, wie „konzentrier dich“ oder „mehr Ausdruck!“, ohne dass wir dabei bedenken, dass das für Kinder in etwa so klingt, als würde ich Euch sagen: „Spann mal deinen musculus iliopsoas an”, ohne dass ich Dir überhaupt sage, wo er liegt?

Wir können (und sollten) Spiele, Erfahrungen und Übungen so gestalten, dass erfahrbar wird, was Üben überhaupt ist. 

Ein Instrument zu üben braucht ein klares Ziel, das vorher verstanden sein muss.
Üben braucht Vorsatz und klare Kriterien, damit die Schüler wissen, wann es denn überhaupt „besser“ ist. Ich sammle gern mit meinen Schüler:innen Definitionen des Übens. Wir einigen uns je nach Alter auf diejenige, die für sie am hilfreichsten ist.

Für mich als Lehrer ist aber glasklar: wenn ich bemerke, dass eine Sache gerade wirklich konzentriert wiederholt wird, die Schüler:in vielleicht sogar im Flow ist und das Spiel tatsächlich besser wird, dann sage ich genau das, in diesem Moment! Lass Deine Schüler:innen durch Dein Lob diesen Moment wahrnehmen, erkennen lernen, anstreben. Dann begebt Ihr Euch auf den Weg zum Ziel.

2. Was ist Euer Ziel? 🎯

Das oben Gesagte wird nur Früchte tragen, wenn der Fortschritt in eine Richtung geht, die unseren Schüler:innen etwas bedeutet. Es ist nicht die Aufgabe der Lehrer:innen, das Ziel zu formulieren. Aber wir können im privaten Musikunterricht inspirieren. Wir können eine Zukunftsvision skizzieren, Vorbilder analysieren, Träume und Ziele entwickeln. 

Wir kennen es alle aus der Schule: „Wozu soll ich das lernen? „Das brauche ich doch nie!“ – tja, und wahrscheinlich hast du es auch nicht verinnerlicht. Ich zum Beispiel habe seit meinem 12. Lebensjahr eine Expertise in der Timeline aller AC/DC-Alben inklusive Bootleg-Veröffentlichungen und die Namen aller Bandmitglieder und wann sie in der Band waren, und wieso und weshalb dann nicht mehr… Warum? Weil es mich interessiert hat. Und darum habe ich auch später im Leben fleißig geübt. Weil ich auch auf der großen Bühne stehen wollte, weil ich die Aufnahmeprüfung schaffen wollte, weil ich auch so ein tolles Solo spielen wollte  – weil ich ein ZIEL hatte, einen Traum, eine klare Vorstellung davon, wo ich einmal sein wollte. Hätte mir jemand dieses Ziel abgesprochen, hätte ich sicherlich nicht so fleißig geübt.

Unsere Schüler:innen sind mündige Menschen mit eigenen Zielen. Sie wollen ein Instrument in ihrer Freizeit lernen.
Warum sollten wir unsere Ziele auf unsere Schüler:innen projizieren? Verstehe was die Motivation des Schülers ist.

Schüler:innen haben ein eigenes Ziel: formuliert es gemeinsam und macht es zu Eurem Ziel, in Eurem Musikunterricht. 🎯

3. Ist der Fortschritt sichtbar? ⭐️

Ein unheimlich wichtiger Faktor zur Motivation ist, den Fortschritt wirklich zu spüren. Wer sein Instrument übt, wird besser, klar! Aber oft merkt man das gar nicht so. Denn wir werden fast immer in kleinen Schritten besser.

  1. Nimm Dir die Zeit und mach Ton-oder Videoaufnahmen Deiner Schüler:innen. 
  2. Ermutige sie, ein Übetagebuch zu schreiben: schreibt auch Inspiration hinein!
  3. Mach es wie Liszt: Nehmt Euch Songprojekte vor, statt Etüden.
  4. Legt monatliche Termine fest, an denen Ihr gemeinsam rekapituliert: Ihr werdet euch wundern, Euch freuen, verstehen und wissen, was zu tun ist

Das klingt alles so schön und einfach – ich weiß, dass es das nicht ist. Ich würde nie behaupten, dass man alle Schüler zu fröhlichen Lernern machen kann. Aber eine Sache erreichen wir in privat Musikunterricht doch:

Wir begleiten Menschen, die später glauben, dass die Welt der Musik offen ist. Sie ist nicht elitär, keinesfalls nur für “Begabte” — sondern für sie selbst.

In diesem Video erfährst Du, wie Du Deine Schüler:innen dazu bekommst ihr Instrument mehr zu üben 👇👇👇

In Teil 2 erfährst Du mehr wie Du Deine Schüler:innen zum Üben motivieren kannst.


Literatur-Liste

Werner, Kenny – Effortless Mastery (Jamey Aebersold Jazz, 1996)

Coyle, Daniel – The Talent Code (Random House Books, 2009)

Csikszentmihalyi, Mihaly – „Flow“ (Harper & Row, 1990) 

Wooten, Victor – The Music Lesson (Berkley, 2008) 

Sinek, Simon – Start With Why (New York: Portfolio/Penguin, 2009)

Dweck, Carol – Mindset (New York: Random House, 2006)

Coyle, Daniel – The Culture Code (Bantam, 2008)

Video-Zusammenfassung von Andi Rohde


Linkliste

Andi Rohde’s Youtube-Channel

Andi Rohde’s Website

Wie kann man online Musik unterrichten?

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